Die Zauberin sollst du nicht leben lassen,Hörspiel, Erich-Weiß-Verlag, 7 Euro, ISBN 3-928591-57-6

Hörfunk-Sonderpreis in Bayern. Aus der Laudatio: „Die Zauberin sollst du nicht leben lassen“ handelt von einem Hexenprozeß. Das Stück ist eine Zumutung für seine Hörer - eine von jenen Zumutungen freilich, wie sie gelegentlich bitter notwendig sind. Warum das Stück gerade heute aktuell ist, muß man nicht weiter erklären: Wir wissen nur zu genau, was Menschen fertig bringen in Haß, Fanatismus und unbeschreiblicher Dummheit.“


Am Anfang war ein Bild: Feuer fliegt gegen ein Haus. In dem Haus: Menschen in Furcht. Vor dem Haus: Menschen johlen. Beifall. Dann: Wieder ein Bild. Diesmal: Ein verkohltes Haus. Särge. Im Jahr 1793 schrieb Herder „Briefe zur Beförderung der Humantät“, Schiller „Über Anmut und Würde“, „Vom Erhabenen“, „Über die aesthetische Erziehung des Menschen“. Im Jahr 1793 brannte die letzte Hexe auf dem Scheiterhaufen. 200 Jahre danach wurden wieder Menschen verbrannt. „Die Zauberin sollst du nicht leben lassen“ schildert einen Hexenprozeß. Das Spiel beruht auf einem Lied, einem Brief, auf Berichten, auf Protokollen, die so oder anders bewahrt sind. Die Handlung ist erfunden. Alle Hinweise auf die Orte des tatsächlichen Geschehens wurden getilgt, alle Hinweise auf die am Geschehen Beteiligten wurden mit Ausnahme der Liste der Opfer gestrichen. Schuld geben ist zu leicht. Gefolterter oder Folterer, jeder kann beides sein. „Die Zauberin sollst du nicht leben lassen“ spielt Vergangenheit, ist Gegenwart. Dummheit mündet in Gewalt. Haß, Neid, Angst gebiert Verfolgung. Sündenböcke sind leicht gefunden. Gestern, heute, morgen. Überall. Der Prozeß ist nur ein Spiegel, die Hexenverfolgung nur Beispiel. ...